Ich teile Menschen nicht nach
"mein – nicht mein" – Typen auf.
Ich habe gelernt, alle zu akzeptieren.

Maria Kichikova war als Freiwillige in den Jahren 2009-2010 in einer kleinen Stadt in der Nähe von Dresden tätig.

Erzähl uns bitte, was hast du gemacht?

Ich habe mit Erwachsenen gearbeitet, Menschen mit Behinderungen. Es war in einem Ort bei einem Kloster, nahe der Grenze zu Polen und Tschechien.

Woher wusstest du von dem Freiwilligen sozialen Jahr? Damals war es nicht allzu beliebt – als Freiwilliger für ein Jahr ins Ausland zu gehen.

Im Jahr 2009 habe ich die Universität abgeschlossen und mir wurde klar, dass ich gerne irgendwo hingehen würde, um die Welt zu sehen, weil ich Abendstudium gemacht habe und kein vollwertiges Studentenleben hatte. Und bei der Arbeit erzählte ein Kollege von mir, dass seine Tochter im Rahmen des Freiwilligenprogramms des Vereins Perspektivy nach Deutschland gegangen sei.
Ich habe erfahren, dass Einführungsseminare geplant sind, und ich habe ein mit einer Freundin besucht. Es war sehr interessant – die Kommunikation, die Atmosphäre von Gleichgesinnten. Die Freundin von mir war nicht erfolgreich, ich erhielt aber ein Angebot. Ich hatte Zweifel, das Angebot war jedoch attraktiv. Und es stellte sich heraus, dass die Entscheidung richtig war: Durch dieses Jahr hat sich mein Blick auf das Leben verändert.

Erinnerst du dich an deine ersten Eindrücke aus Deutschland?

Wir sind mit unserer Gruppe nach Berlin gekommen. Wir ließen uns in einem Hostel nieder und gingen zum Zentrum, zum Reichstag. Ich erinnere mich noch an den Eindruck. Ich wollte das alles mit meinen eigenen Augen sehen und glaubte es kaum. Dann kamen wir ins Zentrum, sahen uns um und wunderten uns, dass wir hier waren.

War deine Haupttätigkeit, mit der du in Russland beschäftigt warst, irgendwie mit der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen verbunden, mit dem, was ihr im Rahmen des Freiwilligenjahres gemacht habt?

-Nein, auf keine Weise. Ich habe als Beraterin gearbeitet, als Geschäftsführerassistentin. Aber es war nicht schwer für mich, mich um Menschen zu kümmern. Als ich in Peterhof ein vorbereitendes Praktikum vor der Abreise absolvierte, erhielt ich eine Klientin zugeteilt und mir fiel es anfangs nicht leicht, sie zu pflegen. Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt, mich mit ihr angefreundet, und es gab keine Probleme dann in Deutschland.

War es schwierig, sich in Deutschland zu integrieren? Sozialisiert zu werden?

Wir hatten keine russischen Freiwilligen in dieser Stadt, in die ich verteilt worden war. Ich kannte überhaupt kein Deutsch, hatte es nie gelehrt, außer einem zweiwöchigen Kurs in St. Petersburg. Es war schwer für mich, da ich nicht ganz verstand, was mir erklärt wurde. Ich hatte ständig ein Wörterbuch mit. Ich weinte. Aber dann stellte es sich heraus, dass eine russische Krankenschwester an diesem Ort arbeitete, und sie half mir, erklärte mir, was zu tun war. Und nach anderthalb Monaten habe ich angefangen Deutsch zu sprechen. Ich hatte wunderbare Mentoren. Dann habe ich einen Deutschkurs besucht.

Hast du Freundschaften geknüpft?

Ich hatte warme Beziehungen zu vielen, aber eine enge Freundschaft hat sich nicht entwickelt. Ich habe 10 Tage lang gearbeitet und hatte dann 4 freie Tage, und für diese Zeit bin ich zu russischen Freiwilligen nach Dresden gegangen. Mit zwei Frauen sind wir immer noch befreundet.

Was hast du in deinem Freiwilligenjahr gelernt?

Nun, abgesehen von einfachen Dingen wie man zum Beispiel eine erwachsene Person wickelt und wäscht, habe ich gelernt ganz unterschiedliche Leute anzunehmen, die ich vorher in meinem normalen Kreis nicht getroffen habe. Ich bin Menschen begegnet, mit denen ich keine gemeinsamen Interessen hatte. Das war eine positive Erfahrung, die mir in der Zukunft zugutekam. Ich teile Menschen nicht nach "mein – nicht mein" –Typen auf. Ich habe gelernt, alle zu akzeptieren.

Hat dir dieses Freiwilligenjahr weiter geholfen?


Mir haben Deutschkenntnisse ein wenig geholfen, als ich mich bei einem deutschen Unternehmen um eine Arbeitsstelle bewarb. Und selbst das Jobangebot habe ich gefunden, weil eine bekannte Freiwillige mir von der Stelle berichtet hat. Außerdem wurde ich nach meiner Rückkehr nach St. Petersburg eingeladen, bei Perspektivy als Koordinatorin für ausländische Freiwillige zu arbeiten, es war interessant, aber das Gehalt war klein, es gab große Ausgaben. Übrigens ist die Freundin von mir, mit der ich nicht zusammen fahren konnte, im nächsten Jahr zu einem Freiwilligenjahr gegangen.

Hast du jetzt irgendwie Kontakt zu Perspektivy?

Ich fahre manchmal nach Peterhof, aber unregelmäßig, mehrmals im Jahr. Ich habe ein Sozialpraktikum für mein Studium in Peterhof absolviert. Jetzt kommen wir manchmal mit einem Konzert dorthin oder um mit den Schützlingen spazieren zu gehen.

Was würdest du den Menschen wünschen, die sich überlegen, ob sie für ein Freiwilligenjahr nach Deutschland gehen?

Ich wünsche ihnen eine Entscheidung zu treffen und alle Ängste und Befürchtungen zu überwinden, weil es eine Gelegenheit ist, sich nützlich zu fühlen. Die Menschen, denen du hilfst, bringen dir Liebe und Herzensgüte bei. Sie sind aufrichtig. Es ist auch eine Gelegenheit, die Kultur eines anderen Landes und junge Leute aus verschiedenen Ländern kennenzulernen. Es ist toll, wenn man Menschen anderer Kulturen begegnet und merkt, dass wir uns alle ähneln. Es ist eine Impfung gegen Stereotypen und Klischees fürs ganze Leben.

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