Durch ihn habe ich gemerkt wie man durch ganz einfache Dinge Menschen sehr glücklich machen kann.

Wo und wann hast du deinen Freiwilligendienst absolviert?

Ich bin Simon, ich war 2012-2013 in St. Petersburg im Familienprojekt. Dort habe ich in einer Schule gearbeitet mit Kindern mit Behinderung und ich habe auch im Tageszentrum für Erwachsene mit Behinderung gearbeitet.

Hast du dort ein Praktikum gemacht oder hast du dort auch gearbeitet?

Ich habe in den Sommerferien im Erwachsenen-Zentrum gearbeitet und war auch noch 2-mal mit am Meer auf Camp.

War es dein Plan, in Russland einen freiwilligen Dienst zu machen oder wieso hast du dich dafür entschieden?

Mein Plan war es, mein FSJ nicht in Deutschland zu machen und ich wollte eine neue Sprache lernen. Außerdem wollte ich nicht alleine im neuen Land sein. In St. Petersburg waren wir etwa 10 Deutsche, das war für mich sehr gut, denn ich hatte direkt Freunde, die mir helfen konnten und denen ich helfen konnte. Alles war neu für einen, ich kannte die Sprache nicht und die Stadt auch nicht. Ich bin sehr selten U-Bahn gefahren, da ich vom Dorf komme. Ich wollte unbedingt etwas Neues entdecken und unbedingt eine große Stadt kennen lernen.

Hattest du Erwartungen von St. Petersburg oder von Russland?

Ich war sehr neugierig und ich habe mich sehr darauf gefreut. Ich hatte nicht viele Erwartungen. Ich wollte mich überraschen lassen. Ich habe nur gedacht, dass die Menschen in Russland ein bisschen mehr Englisch sprechen können. Tatsächlich sprechen aber viele Leute besser Deutsch als Englisch.

Aber dann wahrscheinlich nur bei Perspektivy und nicht in ganz St. Petersburg, oder?

Ich war auch einmal in einer Kirche in St. Petersburg und da gab es auch mehr Menschen, die mehr Deutsch als Englisch sprechen konnten.

Aber war das eine Deutsche Kirche?

Nein, es war eine internationale Kirche.

Kannst du dich noch an deinen ersten Tag in St. Petersburg erinnern?

Ich war an diesem Tag sehr müde. Wir sind 30 oder 40 Stunden Bus gefahren. Wir waren um 06 Uhr am Bahnhof und wir mussten mit dem Zug fahren. Es gab leider keine Pläne auf Englisch und so richtig wussten wir auch nicht, wo wir aussteigen müssen. Zum Glück hat uns unser Mitbewohner Norbert abgeholt, weil er schon eine Woche früher in St. Petersburg war. Wir sind dann gemeinsam zur Wohnung und ich war sehr müde. Ich habe direkt geschlafen. Dann hat irgendwann das Telefon geklingelt und ich hatte Garnichts verstanden. Die Person hat nur auf Russisch gesprochen. Norbert konnte etwas helfen, aber es stellte sich heraus, es war nur
Werbung, jemand wollte mir nur einen Stromvertrag verkaufen. Ja und das war mein erster Tag.

War die erste Zeit in Russland einfach für dich, hast du dich schnell eingelebt?

Ich hatte am Anfang einen sehr großen Kulturschock. Es war sehr schwierig für mich. Weil ich gerne mit Menschen reden wollte, aber ich konnte leider nicht. Ich hatte nicht die Sprachkenntnisse und es gab andere Traditionen. Z.B. jeden Morgen vor der Schule wurde ich eingeladen zu Tee und Keksen und wir haben immer Hausschuhe getragen. Die Regeln waren anders und die Schüler waren auch anders zu den Lehrern. Die Schüler waren sehr respektvoll und es gab auch den Tag des Lehrers. Viele Dinge, die einfach anders und neu sind. Ich weiß auch, das hat mich sehr kaputt gemacht. Nach der ersten Woche war ich erstmal ein paar Tage lang krank, weil ich so müde und erschöpft war, weil alles einfach nur neu für mich war.

Was hat dir geholfen mit dem Kulturschock umzugehen?

Mir hat geholfen, dass ich immer ein Wörterbuch dabei hatte und einen Zettel und einen Stift. Dort habe ich oft Dinge aufgemalt und gefragt, was das für ein Wort ist oder wie komme ich dort hin. Oft habe ich den Zettel und den Stift jemanden gegeben der mir aufgeschrieben hat, wo ich hin muss, so konnte ich mich immer durchfragen. Ich hatte auch einen Sprachkurs, der hat mir sehr geholfen.

Hast du nach deinem FSJ noch Russisch gelernt?

Ich habe ein paar Freunde, mit denen ich manchmal Russisch sprechen kann.

Hattest du auch russische Freunde in diesem freiwilligen Jahr oder hattest du immer nur deutsche Freunde?

Ich hatte sehr viele russische Freunde. Zwar auch viele Freiwillige, aber nicht nur.

Was ist denn deine schönste Erinnerung deiner freiwilligen Zeit in Russland?

Das war auf der Arbeit und es war kurz vor Weihnachten. Wir haben im Klassenzimmer einen Weihnachtsbaum aufgestellt und wir hatten eine Fotokamera da. Ich habe dann ein Foto von dem Baum gemacht, aber der Blitz war noch an. Die Kinder sind dann alle erschrocken und ein Kind kam dann zu mir und das Kind war stumm. Er konnte zwar nicht reden, aber wollte mir mitteilen, dass er ein Foto machen möchte. Wir haben dann gemeinsam ein Foto geschossen. Als der Blitz kam, hat das Kind gejubelt. Er hat sich so gefreut, dass er dieses Foto gemacht hat und durch ihn habe ich gemerkt wie man durch ganz einfache Dinge Menschen sehr glücklich machen kann. Das war sehr schön, dass ich helfen Glück geben konnte, und das hat mich wiederrum glücklich gemacht.

Das ist wirklich schön! Hast du noch Kontakt zum ICE oder Perspektivy?

Mit dem ICE habe ich noch ein wenig Kontakt. Mit meinen WG-Mitbewohnern bin ich aber bis heute befreundet. Wir haben uns vor kurzem in Duisburg getroffen und schreiben uns ab und zu.

Was hast du in deinem Freiwilligen Jahr gelernt?

Selbstständigkeit. Ich bin erwachsen geworden. Als ich nach Russland gegangen bin, wusste ich nicht, wie ich Nudeln oder Reis koche. Ich wusste nur ein bisschen, wie man sich in einer großen Stadt orientiert. Ich habe kochen gelernt, wie man sich selbst organsiert. Ich habe alles selber machen müssen und dadurch Selbstständigkeit gelernt.

Du hast erzählt, du bist jetzt Lehrer geworden. Hat dich dein Freiwilligendienst in deiner Berufswahl beeinflusst?

Ich hatte bereits vorher überlegt Lehrer zu werden, aber durch meine Arbeit in der Schule hat sich das noch weiter bestätigt. Ich habe Sport unterrichtet und Kunst und das hat sehr viel Spaß gemacht.

Bist du auch viel gereist in Russland?

Ich habe probiert viel zu reisen. Allerdings gibt es in der Stadt so viel zu sehen, dass ich oft auch meine freie Zeit damit verbracht habe, die Stadt zu erkunden.

Fiel dir der Abschied von Russland sehr schwer und hattest du bei deiner Rückkehr einen weiteren Kulturschock?

Oh ja, ich hatte einen sehr großen Kulturschock, als ich wieder nach Deutschland gekommen bin. Ich war nicht mehr so pünktlich. Es ist einfach alles ganz anders. Es ist auch gut, aber es ist anders gut.

Hast du viel Zeit gebraucht, bis du dich in Deutschland wieder wohl gefühlt hast?

Ja, schon mehrere Monate. Ich habe, als ich in Russland war, Tagebuch geschrieben und ich lese bis heute noch viel in diesem Tagebuch. Ich merke einfach, wie anders es war, und ich vermisse es oft.

Was würdest du Menschen sagen, die noch vor der Frage stehen, ob sie einen Freiwilligendienst in Russland beginnen sollen oder nicht?

JA, geh nach Russland! Probiere es aus. Es ist wunderschön. Die Leute sind unglaublich nett. Es gibt tolles Essen. Es gibt ein Pfannkuchen-Fest! Die Stadt ist unbeschreiblich schön. St. Petersburg hat kulturell so viel zu bieten. Es ist eine ganz neue spannende Welt.

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